2. Jahrhundert nach Christus


Unter Kaiser Trajan (98-117) hatte das römische Reich zu Beginn des 2. Jhd. seine größte Ausdehnung.

Maria mit Kind - Priscilla KatakombeBild: Priscilla Katakombe, Rom. Das Fresko gilt als die erste Muttergottes Darstellung mit Christus.

Das 2. Jhd. verfügte noch nicht über eine über allen stehende kirchliche Autorität. Es bildeten sich verschiedene Lehrmeinungen heraus (stellenweise unscharf), sodass es regen Disput  darüber gab, wovon einige Streitschriften noch bis ins 4. Jhd. hineinreichen sollten. Während in der Mitte des 2. Jhd. noch eine Art  Evangelien-Harmonie angestrebt wurde - nur ein einziges Evangelium sollte ausreichen, entschied Irenäus von Lyon am Ende desselben Jahrhunderts: ”Es sollen vier Evangelien sein mit all ihren  Widersprüchen!” Woraufhin es Kommentierungen der einzelnen Evangelien gab.
Am Ende des 2. Jhd. einigte man sich also neben den  Paulusbriefen auf die Gültigkeit von nur vier Evangelien (Lukas, Markus, Matthäus, Johannes), der große Rest (z.B. das Thomas-Evangelium) wurde unter dem Begriff Apokryphen (griechisch: ausgesondert) abgelegt.Papyrus 2.Jhd.
Es lagen vier Auswahlkriterien für die Evangelien zugrunde:

  1. Alter: aus den Zeiten Jesu, oder/und der Apostel
  2. Herkunft/Quelle: anerkannt wurden die Apostel oder, bei Matthäus ”nach Matthäus”, geschrieben
  3. der Text musste katholisch (griechisch: allgemeingültig) sein
  4. der Text musste orthodox (griechisch: richtiger Glaube) sein im Gegensatz zu heterodox (anderer Glaube)
  5. Kritiker: Bei der Auswahl der Evangelien könnte auch die Leserschaft mindestens ebenso wichtig gewesen sein (Personenkult) wie der Text selbst.

Nicht alle Inhalte christlich-theologischer Dispute fanden also noch Anerkennung. Einige Inhalte von ihnen sind aber für das  Verständnis des Werdegangs des Christentums und seiner  Auseinandersetzungen um Deutungen und den daraus folgenden Konzilen sehr von Bedeutung. Zur Einstimmung habe ich hier Daten zum Leben und Denken des Markion aufgeführt.

Bereits im Jahre 85 n.Chr. beginnt Marcion mit einer neuen Auslegung des Christentums. Er ist der Sohn eines Bischofs aus Sinope  (Kleinasien, Schwarzes Meer) und eine Schlüsselfigur der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts. Schon bald wurde er wegen seiner verwegenen Ideen von der Kirche exkommuniziert und gründete daraufhin seine eigene Kirche. Seine Schule ist eine der drei führenden christlich-theologischen Denker-Schulen in Rom:

  • Marcion - um 140
  • Valentin - christlicher Gnostiker - 100-161
  • Justin, der Märtyrer 100-165 - frühchristlicher Philosoph und Apologet

Diese drei Schulen spiegeln die unterschiedlichen Strömungen der Urchristen wieder:

  • die Paulinische Strömung - Marcion
  • die Hellenistische Strömung - Valentin
  • die Apostel Strömung - Justin

Justin, auch Justinos genannt, gilt als “der Erfinder der  Häresie”, denn: ”Die Wahrheit darf nur eine sein.”. Daher gelten die von der Wahrheit Abgefallenen seither als Häretiker. Die Häresie stehe der Orthodoxie (griechisch: dem rechten Glauben) gegenüber. Somit ist es für die Christen unumgänglich, sich von den Juden.- sowie dem Heidentum (alle sonst wie gearteten Glauben und Kulte) abzugrenzen. Ja selbst innerhalb des Christentums musste man sich vor falschen Auslegungen bewahren. Das befeuerte die Rechthaberei und Streitbarkeit der Christen, wofür diese damals eh schon bekannt waren.

Bei Markion fällt auf, dass er den menschlichen Aspekt Christi (seine Menschwerdung) verkennt und ablehnt. Laut Markion verstand nur Paulus die Lehre Christi in rechter Weise. Alle Apostel waren in seinen Augen nicht in der Lage gewesen die Lehre Christi richtig zu erfassen, denn: ”Ihr Geist war verstockt.” (nach Joh. 12,40). Ihr Handeln war, laut Markion, gegen den Willen Jesu und nicht in dessem Sinne. Darum, so argumentiert Markion, musste sich Christus nach  seinem Tod noch einmal zu erkennen geben und rief daher Paulus ins Geschehen (Damaskuserlebnis: vom Saulus zum Paulus).

Nach dem Tode Paulus, so klagt Markion die Judenchristen an, haben jene die Paulusbriefe gefälscht, indem sie z.B. Textstellen einfügten, um eine Übereinstimmung mit dem Gott des alten (jüdischen) Testaments herzustellen. Diese Einschätzung des Markion galt ihm daher als Legitimation, die authentischen Texte wiederherzustellen und die für falsch befundenen Texte zu eliminieren.
So schrieb Markion eine Zusammenstellung des Neuen Testaments, indem er nur die zehn Paulusbriefe und das von ihm für wahr befundene Lukas Evangelium  verwendete. Daraus entstand sein ”bereinigter Kanon” ohne jüdische Inhalte.
Markios glaubte zu Unrecht, die Paulusbriefe seien für sich eigenständig, und nicht mit dem Alten Testament verbunden. Der Gott des Alten Testaments und somit der Gott des Volkes Israel sei nicht der Vater von Jesus Christus, sondern es herrsche eine vollständige Trennung zwischen beiden Gottheiten. Mit diesen Gedanken entlarvte er sich als Häretiker (siehe oben: Justin), denn in der Christologie gibt es keine zwei Götter. Laut Markion entstand mit der Taufe Jesu eine vollkommen neue Religion - vollkommen unabhängig von der jüdischen Tora und dem alten Testament.

Damit - auch wenn er falsch dachte und argumentierte - lag er einer Strömung des 2. Jahrhunderts nahe, in der sich ein Teil der christlichen Kirche als das wahre Israel erklärte.
Ein Kirchenhistoriker: Hätte (!) Markion sich durchgesetzt, so ließe sich spekulieren, dann hätte es den Antisemitismus vielleicht gar nicht gegeben, denn dann wäre das Christentum eine völlig andere Religion als die des Judentums. Streit hat man schließlich am intensivsten mit nahen Verwandten! Dazu ein anderer Kirchenhistoriker: Hätte Markion sich durchgesetzt, dann würde es das Christentum wohl gar nicht mehr geben, denn laut Markion sollte der Gläubige weder heiraten noch Kinder bekommen.

Im zweiten Jahrhundert nach Christus gab es also viele Denker und mehr als genügend Zündstoff für innerkirchliche Auseinandersetzungen. Es entstanden Verteidigungs.- und  Rechtfertigungsreden, die so genannten Apologien (dazu weiter hier...).

Ausgeschlossen aus der römischen Kirche gründete Markion seine eigenen Kirchen in Syrien und Mesopotamien, die bis Ende des 5. Jhd. existierten. In Mittelasien gab es seine Gemeinden sogar noch bis in das 11. Jhd. hinein.
Die Theologie des Markion selbst sind leider vollständig verloren gegangen. Alles was man heute über ihn in Erfahrung bringen konnte, stammt aus den Überlieferten Schriften seiner Gegner.

Das Symbol-verliebte Christentum. Immer und immer wieder werden wir auf  Bildobjekte stoßen, welche sich kaum oder nur unter größter Sachkenntnis christlich deuten lassen.

Auch das Fischsymbol ist mehrdimensional.  Einerseits findet der Fisch im alten Testament allegorische Erwähnung,  andererseits lässt sich das griechische Wort für Fisch ΙΧΘΥΣ auf die fünf Eigenschaften Christi anwenden, indem man jeden Buchstaben als  Anfangsbuchstaben für eine Eigenschaft Christi stellt:
I für Ιεσους (Jesus)
X für Χριστος (Christus = der Gesalbte)
Θ für Θεου (Gottes)
Y für Υιος(Sohn)
Σ für Σωτηρ (Erlöser)
Astrologisch fällt der Beginn des Fischezeitalters mit dem Leben Christi auf Erden zusammen.

Bleiben wir in der Priscilla Katakombe, woher auch obiger Fisch entstammt. Es zeigt eine weitere unverfängliche Abbildung antikischer Motive mit christlichem Symbolgehalt: Der Gute Hirte, der seine Schafe hütet und eines sogar auf dem Rücken trägt, idyllische Bäume und drei Vogelmotive. Getragen werden, Fürsorge und Trost sprechen aus dieser frühchristlichen Malerei aus tiefen Grabkammern.

Daniel in der LöwengrubeWeitere Motive aus dieser Zeit: Daniel in der Löwengrube (denn es brauchte Mut, ein Christ zu sein), das letzte Abendmahl (Christus und vier Jünger, die Evangelisten?),

Abendmahl San Marcellino

 

 

 

 

 

Noah läßt die Taube fliegen

 

 

 

 

Noah lässt die Taube fliegen, Opferdarstellungen, ...
Die frühchristliche Bilderwelt bedient sich aus Elementen vom Judentum, orientalischen Religionen und später dem Mitras-Kult. Die Figuren werden in klassisch antiken Posen und Kleidung ausgearbeitet.

 

Die erste frühchristliche Mutter Gottes Darstellung mit Kind stammt ebenfalls aus dem 2. Jhd. (Priscilla Katakombe).
 

frühchristliche Apololgien (Rechtfertigungen) im 2. Jahrhundert.

weiter zum 3. Jhd....

 

Anmerkung von mir: Sollte ich den Inhalt dieser sensiblen Überlieferungen  unwissentlich falsch oder in Teilen nicht korrekt wiedergegeben haben, bitte ich um Entschuldigung und um Aufklärung.

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