Ikonenmalerei im 10.Jahrhundert

 

Ein Beispiel für die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts zeigt diese Ikone aus dem Sinai-Kloster der Heiligen Katharina. Hier:

 

Die Fußwaschung der 12 Jünger Christi.

 

 

Fahren Sie bitte mit Ihrer Maus über die Abbildung, um das Urbild aus dem Sinai anzusehen.
 

Die Darstellung erinnert an den klassischen Stil der Malerei. Die Körperlichkeit ist durch einen strengen Faltenwurf nur noch marginal angedeutet.

Fußwaschung Detail1Im linken Bereich wird eine Kirche abgebildet, aus der Christus in gebeugter Haltung hervortritt. Christus drückt auf diese Weise das Dienende aus. Zusammen mit dem vor ihm sitzenden, in ockerfarbiger Tunika gewandeten Petrus bildet er das Zentrum der Ikone. Indem Christus einen Dienst an Petrus tätigt, ist er damit gleichfalls der Handelnde, da er mit hochgekrempelter Tunika dem vor ihm sitzenden Petrus die Füße waschen will. Dieser, ob der Handlung deutlich sichtbar hochverwirrt, greift sich daher fassungslos an den Kopf. Diese Geste ist es, die dieser Ikone ihre Lebendigkeit verleiht, während der restliche Aufbau sehr streng-formal gestaltet ist.

Die Gruppe der zwölf Jünger steht vor zwei angedeuteten Gebäuden. Die Gruppe ist in zwei Reihen aufgestellt und nimmt fast den gesamten rechten Raum ein, wobei allerdings vier Personen halbverdeckt hinter der Petrus Figur platziert wurden. Schlussendlich sind es nur zwei Figuren Fußwaschung Detail2der Gruppe, die in ganzer Gestalt sichtbar sind, der Rest besteht aus Köpfen, teils verdeckt und halbverdeckt.
Die Jünger treten durch die nahezu identischen Bekleidung als homogene Gruppe auf. Nur ihre Gesichter weisen individuelle Züge auf und sind damit identifizierbar und voneinander unterscheidbar. Einer unter ihnen hebt sich durch eine beige-graue Tunika hervor und man kann vermuten, das es sich hierbei um den Judas handeln muss, welcher in naher Zukunft Christus durch einen Kuss verraten wird.

Fußwaschung Detail3Das Wasserbecken, das auch an ein Taufbecken erinnert sowie der Schemel,  welcher an den Altar erinnert sind in Gold gehalten; Zeichen höchster spiritueller, göttlicher Bedeutung und unterstreicht dabei das eben erwähnt.

Betrachten wir die unterste, in dunkelbraun gestaltete Ebene, die Erde. Sie unterteilt sich in drei nebeneinander stehende Segmente. Von links wären dies: eine ziegelartige Struktur, ein undifferenzierter Raum und wieder eine ziegelartige Struktur. Nur über dem undifferenzierten Raum sind die bedeutenden Elemente dieser Ikone angeordnet: Wasserschale und Schemel. Assoziieren Sie bitte selbst!
Für die Ikonenmalerin Kirsten Voß bedeutet das, dass wir durch die Fußwaschung..., denken wir weiter...: die Reinigung, denken wir noch weiter...: durch die Taufe eine Reinigung unseres Selbst erfahren und in einen Raum eintreten, der noch unbestimmt, aber von unserem gereinigten Geist mit Lebendigkeit erfüllt werden möchte.

Symbole auf Ikonen regen unser Innerstes Erleben an. Ein Jeder, eine Jede mag darauf anders reagieren, denn jeder erfährt diese Ikone vor seinem ganz persönlichen und derzeitigen Hintergrund. So sprechen Ikonen ganz individuell zu Individuen, obwohl es sich um allgemein gültige Aussagen handelt: Aussagen zum Frieden.

 

geschichtlich Byzanz: Informtionen zum 10. Jhd.
 

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