frühchristliche Apologien


Im Zuge der Auseinandersetzungen und Streitgespräche nehmen die Römer erstmals im zweiten Jahrhundert das Christentum als etwas Eigenständiges wahr. Dieses “Neue” wurde nicht wertgeschätzt, denn es konnte nicht auf eine lange Tradition zurück verweisen und galt daher als suspekt und wenig respektabel. Die Mehrheit der Christen bestand im zweiten Jahrhundert aus Heidenchristen und nur  wenigen Judenchristen.

Entstehung der frühchristlichen Apologien

In der ersten Phase der Apologien (erstes Drittel des 2. Jhd.) leben die Christen noch friedlich unter ihren jüdischen sowie heidnischen Zeitgenossen.

  • Quadratus (um 120) verfaßte eine Apologie anlässlich der Reise Hadrians nach Athen (76-138)
  • Aristides von Athen (um 140) verfaßte eine andere Rede

Doch der Bar Kochba Aufstand (132-135) und der zweite jüdische Krieg führten zu Spannungen zwischen dem Christen.- und Judentum. Eine zweite Phase der frühchristlichen Apologien entsteht:

  • Antonius Plius (86-161)
  • Justin (um 165) - ”Dialog mit Tryphon”

Justin wendet sich im Dialog mit Tryphon an Christen, Juden und Heiden gleichermaßen. In seiner Verteidigungsrede des Christentums gegenüber dem Judentum nutzt Justin das schriftstellerische Werkzeug des Dialogs, hier zwischen einem Christen (welcher die Auslegungen Justins vertritt) und dort einem jüdischen Gelehrten namens Tryphon als Kontrahenten. Letzterer unterliegt der Argumentation des Christen und bejaht schlussendlich - anscheinend seinen eigenen Glauben verleugnend - die neue Religion des Christentums als die Philosophie und Lebensweise der Offenbarung und dessen rationale Wahrheit. Diese in Dialogform vorgebrachte Rede gilt als die erste anti-jüdische Apologie.  Am Ende des Dialogs beansprucht Justin für die Christen den Titel ”Das wahre Israel”.

Für das Verständnis der Ausformung der christlichen Lehre trägt diese Apologie bedeutend bei und findet darum an dieser Stelle hier Erwähnung.

Anmerkung: Die vermeintlichen Einsichten des jüdischen Gelehrten werden heute, so es diesen Dialog wirklich gegeben haben sollte, als Freundlichkeit eines Juden gegenüber eines in dessen Augen verirrten Ungläubigen ausgelegt. Zudem waren die Christen derzeit in der Minderheit und könnten von einigen Juden eher als Kuriosität empfunden worden sein.

Das angehende Christentum stand, neben dem mit Privilegien ausgestatteten Judentum, in Konkurrenz zu vielen damals gelebten religiösen Bewegungen.
Justin ist zum Zwecke der Bekehrung der Juden um eine christliche Reflexion der jüdischen Schriften bemüht, so argumentiert er:

Habe sich Gott mit seinem Verbot der Juden,
nach Jerusalem zurückzukehren nicht gegen die Juden gewandt mit ?

Justin versuchte also, das Christentum zu Lasten des Judentums zu legitimieren. Er schöpfte dabei aus gemeinsamen Quellen der Bibel, der Thora, des alten Testaments. Alle Schriften bezögen sich auf Christus, so sagte er und beraubte damit das Judentum seiner eigenen Schriften und Fundamente.
Vermutlich argumentierte Justin mit bereits veränderten Schriften des Urtextes. Hinzu kommt, dass dieselben Textstellen für Juden und Christen etwas völlig Unterschiedliches bedeuten konnten.

Anmerkung: es wurde hier nur auf eine kleine Auswahl christlicher Apologien verwiesen - es gibt derer noch viele mehr.

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