Ikonenmalerei im 11. Jahrhundert



Die vielleicht schönste Ikone von den Heiligen Petrus und Paulus stammt aus der Mitte des 11. Jahrhunderts und wird heute der Malschule von Nowgorod (Russland) zugeschrieben.

Die Heiligen Petrus und PaulusChristus Clip aus der Mitte der Petrus und Paulus Ikone

 

 

 

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PaulusPetrusDiese Petrus und Paulus Ikone zeigt eine äußerst ausgewogene, harmonisch konzertierte Darstellung der zwei Heiligen, welche symbolhaft für die Kirche Christi auf Erden stehen. Das Interessante und zugleich Ungewöhnliche an der vorliegenden Ikone ist die Vertauschung der Plätze von Petrus und Paulus. In gewohnter Weise kommt Petrus traditionell links zu stehen und Paulus nimmt folglich die rechte Bildhälfte ein. Auf der vorliegenden Ikone, welche sich heute in dem Historischen, Architektur.- und Kunstmuseum von Nowgorod befindet, ist die Darstellung andersherum.

BandPetrus SchlüsselKirsten Voß, welche von dieser Darstellung besonders fasziniert wurde, fügte den aufrechten Rändern der Ikone ein zinnoberrotes Band mit goldenen Verzierungen hinzu - ähnlich den Rahmungen und Unterteilungen von Fresken in alten christlichen Basiliken. Zusammen mit dem dunklen, grünen Grund verleihen die Bänder der Ikone etwas Frisches. Die nach oben und unten offen gelassenen Ränder lassen die Abbildung atmen und engen sie nicht ein.
Aufgrund der massiven Fehlstellen in der Malerei des Urbildes aus dem 11. Jahrhundert haben die Recherchenarbeit zu den authentischen Faltenverläufen und anderen Details diesmal besonders viel Zeit in Anspruch genommen, so Voß weiter. Die Arbeit habe sich gelohnt, denn auf diese Weise konnte wieder ein wunderschönes Urbild in frischer Farbe in unsere Zeit gebracht werden.

Obwohl die Heiligen gleiche Gewänder in unterschiedlichen Farben tragen, ist die Drapierung der Stoffe und ihre Wicklung um die Körper auf dieser Ikone so geschickt angelegt, dass die aufsteigenden bzw. absteigenden Verläufe der unteren Kleidersäume eine harmonische Figur (ein Dreieck) bilden. Das Dreieck lässt sich noch weiter bis zu den äußeren Füssen zu den Bildrändern denken. Dieses Detail trägt wesentlich zur inneren Harmonie der Ikone bei. Voß ist keine weitere historische Ikone bekannt, wo dies so vorzüglich übernommen wurde.

Die Lichter der Gewandfalten beider Kleider wurden in denselben Farben aufgehellt, welche jedoch auf jedem Gewand (in ocker bzw. rot) unterschiedlich ausfallen. So verschmelzen die Farben zu einem einheitlichen Tonklang und unterstreichen die harmonische Ausstrahlung dieser Ikone. Auch die blauen Untergewänder unterscheiden sich nur graduell in ihrer Helligkeit, und tragen damit auf ihre Weise zur Einheit beider Personen und der beruhigenden Ausstrahlung der Ikone bei.

Paulus BuchBetrachten wir die Körperhaltungen beider Heiliger. Ihre Köpfe sind im typischen Halbprofil (3/4 Ansicht) gezeigt und blicken zur Bildmitte hin. Während Paulus seinen Blick nach unten zu richten scheint, blickt Petrus zur oberen Bildmitte, wo wir in einem Clip Christus erblicken. Christus schaut den Betrachter der Ikone frontal an. Aus diesen drei Blickrichtungen erwächst eine sanfte Bewegung, obwohl die Personen vollkommen still stehen. Petrus unterstreicht seinen Blick mit seiner zu Christus erhobenen, rechten Hand. Die Hand des Paulus verweist auf das Herz und führt unser Augenmerk zum Kodex, dem Evangelium. Hier mag uns auffallen, dass Paulus das Buch mit seiner rechten, unverdeckten Hand trägt. In der byzantinischen Ikonenmalerei wird der Kodex zumeist etwas respektvoller mit einer vom Kleiderstoff bedeckten Hand gehalten.

Und noch etwas: Im 11. Jahrhundert taucht zum ersten Mal nachweisbar das Kreuz auf dem Kreis (Herrscherkugel) auf. Der Kreis wird im altjüdischen Mythos des Alten Testaments als Apfel gedeutet, der Frucht, wegen der Adam und Eva das Paradies verlassen mussten.
Zusammen mit dem Kreuz ist es in der Hand des Christuskindes nun das Zeichen der Überwindung und Erlösung von der Sünde (westliche Ausprägung).

Das Thema “Der Heilige Georg tötet den Drachen” wird ebenfalls erstmals dem 11. Jhd. zugeschrieben.

...eine Heirat

weiter mit dem 12. Jahrhundert...

 

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