Kreuzzüge 13.Jhd Videos


Das 13. Jahrhundert war das Jahrhundert der Kreuzzüge

Eine Einstimmung in das Thema zeigt dieses Video von Peter Milger. Aufgrund der problematischen Tonqualität wurde eine Transkription angefertigt und hier, unter dem Video, zum Mitlesen eingefügt.

 

Im Jahr 1187 erobert Saladin Jerusalem und verschont alle Christen. Die Kreuzzugspropaganda verleugnet diese noble Geste.

Rom: Im August 1198 ruft Papst Innozenz III. zum Kreuzzug auf. Er beginnt mit einer Lüge. "Nach der Verwüstung der Region von Jerusalem, nach der Hinmordung des christlichen Volkes, erhebt der apostolische Stuhl seine Stimme wie eine Trompete, die Schlacht Christi zu schlagen." Die Rede ist von Jerusalem. Tatsächlich dient die Schlacht Christi der Eroberung neuer Länder und Reiche.

Sechs Jahre später belagert ein Kreuzheer die Griechen in Konstantinopel. Der Doge von Venedig und die Barone hatten den Kreuzzug umgeleitet, aber die Griechen sind Christen! Ihre Bekämpfung im Namen Gottes war nun doch etwas problematisch. Vor dem Angriff lösen Beauftragte des Papstes das Problem, indem sie die griechischen Christen zu Nicht-Christen erklären: "Der Krieg ist rechtmäßig, denn alle Griechen sind Verräter und Mörder. Sie sind schlimmer als die Juden. Habt keine Angst die Griechen anzugreifen, denn sie sind die Feinde Gottes."

Die Kreuzfahrer erobern mordend und plündernd Konstantinopel, nachdem ihnen dafür auch noch Vergebung ihrer Sünden zugedacht worden war. Die Kreuzfahrer machten das ausgeraubte und teilweise niedergebrannte Konstantinopel zur Hauptstadt eines lateinischen Kaiserreiches  - mit Billigung des Papstes. Byzanz, das christliche Ostreich, hatte seinen Glanz für immer verloren. Der Vorwand für die Enteignung aller Griechen war die Untat eines Einzelnen: Kaiser Dukas hatte seinen Vorgänger ermordet. Die Vertreter des Papstes hatten darauf erklärt, alle Griechen seien Ketzer. "Wer einen solchen Mord begeht, hat kein Recht auf Landbesitz. Auch haben sich die Griechen der Autorität Roms entzogen, daher ist der Krieg legal und gerecht. Wenn ihr das Land erobert und es der Autorität Roms unterwerft, erlangt ihr die Vergebung der Sünden." 

Milger: Die Kreuzfahrer unterwegs vor Jerusalem nahmen den Christen alles: ihre  Reliquien, ihr Gold, ihre Häuser, ihre Frauen, ihr Reich. Das war kirchenrechtlich verboten, denn die Griechen waren Christen. Also erklärt ein Vertreter des Papstes: "Die Griechen sind schlimmer als die Juden." Diese Methode der Enteignung der Rechte sollte Schule machen. Der Kreuzzug kam nur bis Konstantinopel. Gepredigt aber wird weiter die Befreiung Jerusalems.

Im Juni 1212 erscheint eine Schar junger Hirten vor Saint Denis. Stephan, ihr Anführer, hat ein Schreiben an den französischen König bei sich, das zur Befreiung Jerusalems auffordert und von Gott stammen soll. Der Papst hatte angeordnet, ständig das Kreuz zu predigen und jeden Monat wird Bittgänge für die Befreiung Jerusalems zu veranstalten. Die Folge war eine schwärmerische Kreuzzugsstimmung, die die Gläubigen der Kirche näher brachte und auch Kinder ergriff. Im Jahr 1212 ziehen in der Umgebung von Paris und Köln Scharen von Kindern und Erwachsenen umher und beten für die Wiedergewinnung der Kreuzreliquie. Es gab allerdings noch keine unbeschwerte Kindheit.
Der Kölner Chronist notiert: "Einige verließen die Pflüge oder Wagen die sie führten oder das Vieh, das sie hüteten."
Ein französischer Chronist: "Sie trugen Fahnen, Kerzen und Kreuze und riefen Gott erhöhe die Christenheit. Gibt uns das wahre Kreuz zurück."
Ein Chronist aus Lyon meldet: "Die Kinder seien auf Anweisung des Königs nach hause zurückgekehrt." Ein anderer teilt mit, sie hätten gehungert. Spätere Chronisten behaupten, tausende von Kindern seien nach Marseille gezogen - die Stadt Chroniken in Südfrankreich erwähnen diesen Zug allerdings nicht. Der Chronist Alberich, der kein Augenzeuge war, erzählt: "Zwei Kaufleute erklärten sich in Marseille bereit, die Kinder unentgeltlich nach Palästina zu bringen. Zwei Schiffe versanken bei Sardinien, fünf fuhren nach Algerien und Ägypten, wo die Kinder als Sklaven verkauft wurden."

Dass in Marseille gelegentlich Kinder als Sklaven nach Afrika verfrachtet wurden ist durchaus wahrscheinlich. Ein Kinderkreuzzug nach Marseille ist dagegen nicht ausreichend belegt. Die Kinderumzüge in Frankreich haben offenbar die Fantasie der Chronisten angeregt. Das traurige Schicksal der als Sklaven verbrachten Kinder diente der Ermahnung für die Erwachsenen, selbst das Kreuz zu nehmen. In Alexandria soll ein Kalif - laut Alberich - allein 400 Kleriker, davon 80 Priester gekauft haben, also offensichtlich keine Kinder. Diese und andere Widersprüche machen den Bericht Alberichs unglaubhaft. Der französische Kinderkreuzzug mit seinem schrecklichen Ausgang ist wahrscheinlich eine Legende.  

Besser belegt ist ein deutscher Volkskreuzzug, der von einem jungen Kölner namens Nikolaus inspiriert sein soll.
Der Kölner Chronist: "In diesem Jahr bezeichneten sich aus ganz Frankreich und Deutschland Knaben verschiedenen Alters und Standes mit dem Kreuz. Nach ihrem Beispiel nahmen viele Jünglinge und Frauen das Kreuz und verlangt hin zu ziehen. Auch einige schlechte Menschen mischten sich unter sie um sie zu bestehlen. Einer der Diebe wurde in Köln ergriffen und seines Lebens durch den Strang beraubt." Die Kinder hatten offenbar ein Kreuzzugsgelübde abgelegt. Der Chronist: "Sie erklärten, es sei ihnen von Gott aufgetragen, zur Unterstützung des Heiligen Landes nach Jerusalem zu ziehen." 

Die Kreuzpredigt hatte also tatsächlich die Massen in Bewegung gesetzt. Der deutsche Volkskreuzzug wird auch von italienischen Chronisten gemeldet: "Es beteiligten sich Männer und Frauen, Knaben und Mädchen, und sogar Säuglinge an den Brüsten ihrer Mütter." Der Kölner Chronist: "Es gingen viele in Wäldern und Einöden durch Hitze, Hunger und Durst zugrunde. Andere wurden in Italien von den Langobarden beraubt und zurückgejagt und kehrten mit Schande heim."

Die Kreuzfahrer zogen nach Süden, da der Landweg im Osten nicht mehr in Frage kam. Die Kreuzfahrer hofften in dem italienischen Häfen Schiffe vorzufinden, Gott oder Papst würden schon dafür sorgen. Sie hofften vergeblich und auch das Meer tat sich nicht auf, wie ihnen gepredigt worden war. Der Kölner Chronist: "Ihr Ende hält man für ungewiss. Nur dann steht fest, dass von vielen tausenden, die hinaus zogen, kaum einige wenige heimgekehrt sind." Einige junge Pilger wurden von genuesischen Bürgern aufgenommen. Die anderen zogen weiter, verachtet von denen, die sie vorher gefeiert hatten. Und die Mädchen, wie nun keine Jungfrauen mehr waren, wurden von den Bürgern verspottet. 

Milger: Papst Innozenz benutzt die Kreuzzugsidee, um die Gläubigen an die Kirche zu binden, um Geld abzuschöpfen. Die Vergebung der Sünden wird nun auch für die finanzielle Unterstützung eines Kreuzzugs gewährt. In den Kirchen werden Opferstöcke  aufgestellt. Papst Innozenz: "Unser täglich Bitten soll ständig in den Kirchen gepflegt werden." Wir erheben unsere Stimme die christlichen Völker aufzustacheln." Und auch das wird so gemacht. Die Aufforderung, für eine gute Sache Geld und Leben zu opfern.  

Der Papst redet weiter von Jerusalem, wendet aber seine Aufmerksamkeit zunächst im Süden Frankreichs zu. Im Jahr 1209 erobert ein Kreuzzugsheer die christliche Stadt Carcarsonne im Longedoc. Für die Kirche ist Karkasonne soll ein Bollwerk der Häresie. Der Kreuzzug richtet sich nicht nur gegen die von Rom abgefallene Kirche der Katharer. Der Papst hatte den Adel des Südens beschuldigt, die Häretiker toleriert zu haben. Wer Ketzer duldete war selbst ein Ketzer und verlor seinen Besitz. Die Enteignung und Unterwerfung der Grafschaften von Toulouse und Karkasonne wurde zum eigentlichen Ziel der Kreuzzüge im Süden Frankreichs. Papst Innozenz verspricht den Kreuzfahrern die Vergebung der Sünden und das Land der Verketzerten. "Jagt sie aus den Zelten des Herrn. Nehmt ihre Ländereien, damit katholische Einwohner die vernichteten Häretiker ersetzen können." 

Im Juli 1209 steht das Kreuzheer vor der reichen Stadt Beziere. Der offizielle Chronist der Kirche beschreibt den Verlauf der Enteignungen: "Sobald sie in die Stadt gedrungen waren, metzelten sie fast die gesamte Bevölkerung nieder, groß und klein."
Der Chronist der Kirche: "Diese widerlichen Hunde wurde mit Fug und Recht in der Kirche, die sie mit dem Blut ihres Bischofes besudelt hatten und niedergemetzelt - mehr als 7000 von ihnen." Papst Innozenz hatte das Feindbild verschärft: "Widmet euch der Vernichtung der Häresie mit allen Mitteln, die Gott euch eingibt. Seid gewissenhafter als bei den Sarazenen, denn sie sind gefährlicher." Die Opfer in Beziere waren indessen überwiegend kirchentreue Christen.

Im Juli 1210 steht ein Kreuzheer vor Minerva. Der Krieg gegen die Barone des Languedoc wird mehr und mehr ein Kolonialkrieg. Immer wieder folgen neue Scharen von Rittern und Kriegsknechten aus ganz Europa den Aufrufen zum Kreuzzug. Mitte Juli erobern die Kreuzfahrer Minerva.
Der Chronist der Kirche: "Das Kreuz wurde vorangetragen, es folgten die Banner des Grafen Monfore. Alle sangen das Gott wir loben dich und begaben sich zur Kirche. Christus hatte die Stadt erobert."
180 Katharer werden hier auf dem Scheiterhaufen verbrannt, Frauen und Männer und so geht es weiter. Jahrzehntelang wird das Longedoc durch Krieg verwüstet, werden Städte ausgeplündert, ihre Bewohner massakriert. Während die Scheiterhaufen brennen, beziehen die Barone des Nordens die eroberten Städte und Burgen. 

Mit dem Friedensvertrag von Meaux verliert das Languedoc formal seine Selbständigkeit. Aber es dauert noch 20 Jahre, bis die Krone den Süden Frankreich vollständig unterworfen hat.

Zu den Kreuzzügen kommt ein weiteres Gewaltmittel: die Inquisition. Am Ende geben auch die Bewohner der Stadt Toulouse ihren Widerstand auf. Eine Stadtchronik meldet lapidar: "Vergessen wir nicht, dass die Inquisition zur gleichen Zeit mit äußerster Härte zuschlug."

Um 1230 wurde durch Päpstlichen Erlass die Inquisition eingeführt um Abtrünnige entweder zu bekehren oder dem Scheiterhaufen zu überantworten. Das Verfahren war formalisiert, wertete aber das Abstreiten der Ketzerei selbst als Ketzerei. Tribunal, Kirche und Feudalherren teilten sich den Besitz der Verurteilten. Das war ein Anreiz. Als die Folter hinzukommt, bedeutet die Anlage praktisch den Schuldspruch. Es entsteht ein Klima der Angst und Denunziation. 

Milger: Papst Innozenz stirbt, das Kreuz wird weiter gepredigt, aber niemand zieht nach Jerusalem. Erst 1221 findet ein Kreuzzug statt. Die Nachfolger Saladins bieten Jerusalem an, aber die Kreuzfahrer wollen Ägypten erobern und werden besiegt. 1229 gewinnt Kaiser Friedrich II  Jerusalem durch Verhandlungen zurück, gegen den Willen von Papst Gregor IX.

Kaiser Friedrich II. hatte sich bei seinem Kreuzzug nur auf die Truppen des deutschen Ordens verlassen können. Nach der Abreise Friedrichs kann sich der deutsche Orden in Palästina nicht weiter entfalten. Der Friedensvertrag mit den Muslims, der den Besitz Jerusalems garantiert, verbietet expansive militärische Operationen. Ein Waffengang mit den Nachfolgern Saladins war auch nicht ratsam, weil die Muslims gelernt hatten, es mit den christlichen Rittern aufzunehmen. Die militante Christenheit sieht sich nach schwächeren Gegnern um.  

Schon vor seinem Kreuzzug nach Palästina hatte Friedrich in Rimini vorgesorgt. in der Goldbulle von Rimini bereitet Friedrich die Ausbreitung des Ordens an der Ostgrenze des deutschen Königreichs vor. In der Tradition der Kreuzzüge spricht Friedrich nicht von der Ausbreitung weltlicher Herrschaft, er spricht von der Ausbreitung des Glaubens. "Gott hat das Heilige Römische Reich zur Predigt des Evangeliums geschaffen damit wir nicht weniger die Unterwerfung und Bekehrung der Heiden bewirken. Für die Unterwerfung barbarischer Völker und die Verbesserung des Gottesdienstes sollen rechtgläubige Männer Besitz und Leben unablässig einsetzen."

1230 dringen Ordensritter und Kreuzfahrer bis zur Weichsel vor und errichten erste Stützpunkte. Papst Gregor hatte den Kreuzzug geben die nichtchristlichen Preußen predigen lassen und dem Sündenablass gewährt. Ein Chronist des Ordens Peter von Dusko beschreibt einen Kreuzzug: "Das Schwerts der christlichen Ritter verschlang das Fleisch der Ungläubigen. So wurde ein großes Blutbad unter dem Volk der Poßen angerichtet und an diesem Tag fielen 5000. Darauf kehrten die Kreuzfahrer freudig Heim und lobten die Gnade des Erlösers."

Thorn wird die erste Stadt des Ordensstaates. Den Unterworfenen bleibt nur die Alternative: Vertreibung oder Taufe. Die neuen Herren bestimmen: "Wer die Taufe nicht empfängt wird enteignet und soll nackt, nur mit einem Gewand bekleidet aus den Grenzen der Christen herausgetrieben werden." Die eroberten Gebiete werden durch Burgen gesichert, da die Vorbesitzer sich mehrfach gegen die Ordensherren erheben. Bei Aufständen oder zur Ausweitung der Kolonie ergingen an die 80 Kreuzzugsaufrufe. Wer das Kreuz nahm, oder einen Söldner finanzierte, wurde den Jerusalempilgern gleichgestellt.

Die Besitznahme erfolgte im Namen Gottes. Kaiser Friedrich hatte den Orden aufgefordert "Standhaft in das Preußenland einzudringen und es zum Ruhme und zur Ehre unseres wahren Gottes in Besitz zu nehmen." - Sie nahmen es in Besitz, unerbittlich, verwaltungstechnisch brillant und durchaus fähig, sich kulturelle Denkmäler setzen zu lassen. Der deutsche Ordensstaat war straff organisiert und unterhielt ein stehendes Heer und eine eigene Flotte und er verfügte über effiziente Handels.- und Finanzabteilungen. Es handelte sich um eine sehr irdische Kolonialmacht. Aber es geschah im Namen Gottes, im Auftrag des Kaisers und des Papstes. Die Kreuzfahrer und Ordensherren fühlten sich bei der Landnahme im Recht und die Geschichtsschreibung führt bald einen neuen Rechtstitel ein: das Verdienst, die Zivilisation ausgebreitet zu haben. Den getöteten und vertriebenen Vorbesitzern wurde sie abgesprochen - eine Geisteshaltung, die Bestand haben wird.

Es gab für die Ordensherren nur eine Kultur, die Eigene und die musste später, als dann doch Zweifel aufkamen, zur Rechtfertigung der kolonialen Expansion herhalten. Die Kolonialisatoren wollten keine normalen Eroberer sein; sie beriefen sich auf den Auftrag, die Welt vom Unglauben zu erlösen. Die so genannten Heiden hielten ihr Land zu unrecht besetzt es waren keine Geschöpfe Gottes, sondern Feinde Gottes. Die Welt gehört den guten Christen.  

Milger: Wenn das Kreuz gepredigt wird, ist noch immer von Jerusalem die Rede. Tatsächlich sind die Kreuzrittersysteme die längste Ausbreitung christlich römischer Herrschaft. Beim Machtkampf zwischen Kaiser und Papst wird die Kreuzzugsidee als politische Waffe benutzt. Die Anwendungsbereiche der Kreuzzugsidee wird ständig erweitert.

Kaiser Friedrich II. kümmert sich auch um die Ausbreitung des Reiches nach innen. Er ruft zur Bekämpfung politisch religiöser Gegenbewegungen auf: "Wir bestraften Katarer, Katharener, Speronisten, Leonisten,  Arnadisten, Beschnittene und alle Häretiker mit andauernden Verlust der Rechte und bannen sie." Friedrich sieht die Ketzerverfolgung im Zusammenhang mit der Kreuzzugsidee. 1224 erklärt Kaiser Friedrich in Kathania: "Während die Fluten der wahren Lehre zu fremden Völkern geleitet werden, wird eine nahe Provinz von den verlogenen Erfindungen der Feinde befleckt." Nach der Untersuchung durch die Kirche sollen die Ketzer laut Friedrich "aufgrund unserer Machtvollkommenheit durch das Urteil des Feuers verbrannt werden." Die Verurteilung bedeutet gleichzeitig Enteignung. Friedrich bestimmt: "Die Güter dieser Leute sollen für immer eingezogen werden, sodass die Kinder sie nicht beerben können." 

In Deutschland wirkt Konrad von Marburg als Inquisitor der Kirche.
Der Kölner Chronist meldet: "Wegen wahrer oder erdichteter Ketzereien wurden viele Edle und Geistliche, Mönche, Nonnen, Bürger und Bauern von einem Bruder Konrad zum Feuertod verurteilt - nach allzu voreiligem Spruch, wenn es erlaubt ist. Am gleichen Tag, da jemand angeklagt wurde, erhielt er auch Seine Verurteilung und den Tod in den grausamen Flammen, ohne Berufung oder irgendeine Verteidigung."  

Ende Juli 1233 wird bei Marburg der Kreuzprediger und Inquisitor für Deutschland, umgebracht. Konrad von Marburg hatte hunderte den Scheiterhaufen überantwortet und lud schließlich den mächtigen Grafen von Sayn vor das Tribunal. Damit war der Ketzerrichter Konrad zu weit gegangen. Er wurde hier erschlagen, wahrscheinlich von Anhängen des Grafen. Im Landfrieden von Frankfurt versucht der Sohn Friedrichs, König Heinrich, die Rechtlichkeit des Verfahrens herzustellen. Er gebetet den Gerichten: "Die Gerechtigkeit ungerechter Verfolgung vorzuziehen." Es war vergeblich. 

Milger: Friedrich hatte selbst die Urteile der Tribunale für unwiderruflich erklärt. Zitat: "Jede Kunst der Anrufung nehmen wir den Häretikern ihren Beschützern und Begünstigern." Jahrhundertelang würde die Inquisition abweichendes Denken, abweichenden Glauben, abweichendes Verhalten mit dem Tode ahnden. Verketzert werden nicht nur Individuen, sondern auch religiöse Bewegungen und aufständische von Bauern. 

Der Schauplatz mehrerer Kurzzüge in Norddeutschland ist das Siedlungsgebiet der stedinger Bauern, westlich von Bremen. Die Kölner Chronik berichtet: "Die stedischen Völker, die an der Grenze von Friesland und Sachsen lebten, waren von unwegsamen Flüssen und Sümpfen umgeben. Das Bremer Erzbistum hatte in den unbewohnten Bruch.- und Moorlandschaften Bauern angesiedelt. Um das Land fruchtbar zu machen, mussten vor allem Deiche gebaut werden, da das Hochwasser der Nordsee bis in den Unterlauf der Weser eindringt. Um Anreize für die mühsame Urbarmachung zu schaffen, waren die Höfe vererbbar und die Abgaben beschränkten sich auf den Kirchenzehnten der Erträge.

Die Gewährung von Steuernachlass und Freiheitsrechten für die Urbarmachung von Ödland illustriert dieses zeitgenössische Rechtsbuch.

Als der Fleiß der Stedinger Früchte zu tragen beginnt, wächst die Begehrlichkeit der benachbarten Feudalherren. Sie bauen Burgen an den Grenzen, deren Besatzungen Abgaben erheben und den Frauen der Bauern nachstellen. Die Stedinger sahen sich als freie Bauern und schritten gemeinsam zur Verteidigung ihres Landes. 

Als Schwurbruderschaft militärisch organisiert, gelang den Bauern die Zerstörung der Zwingburgen. Der Erfolg stärkte ihr Selbstbewusstsein und sie verweigerten nun auch die Zahlung des Kirchenzehnten.
Ende 1229 lässt der Erzbischof von Bremen ein Ritterheer in das Gebiet der Stedinger einrücken. Die Bauern besiegen die gepanzerten Reiter und zerstören die Burg Schlütterberg. Anschließend überfallen die Bauern das Kloster Hude, weil die Mönche ihr Land beanspruchen. Den Kirchenbann fürchten die Aufständischen schon längst nicht mehr. Die Kölner Chronik: "Nachdem sie wegen ihrer Frevel und ihrer Zehntenverweigerung seit vielen Jahren gebannt waren, wurden sie als Verächter der Schlüsselgewalt der Kirche betrachtet." Nun machen sich die Kätzerverfolger des Dominikanerordens ans Werk. Auf einer Synode im März 1231 werden die Stedinger Bauern kollektiv zu Kätzern erklärt, damit sind sie rechtlos. Der Erzbischof Gerhard II. verliest das Urteil: "Es ist offensichtlich, dass die Stedinger den Schlüssel der Kirche und die Sakramente völlig verachten, die lehre der Kirche für Tand halten, dass sie Geistliche jeder Regel und jeden Ordens anfallen, dass sie Klöster und Kirchen durch Raub und Brand verwüsten und dass sie ohne Scheu Schwüre brechen." Weiter verurteilt der Erzbischof die Stedinger wegen Hostiensfrevels, wegen Wahrsagerei und der Anfertigung von Götzenbildern. Es handelt sich um den üblichen Katalog der Anschuldigungen. Beweise, Verteidiger und eine Berufung gibt es nicht. Ein Jahr später lässt Papst Gregor das Kreuz gegen die Stedinger predigen. 

Im Sommer 1233 dringt ein Kreuzheer auf das Gebiet der Stedinger vor. Die sächische Weltchronik notiert: "Sie branntschatzten das Land und erschlugen mehr als 400 Männer, Frauen und Kinder." Der zugesagte irdische und himmlische Lohn hatte bewaffnete aus halb Deutschland angelockt, aber die Stedinger Bauern können das Kreuzheer im Juli beim Hämelskamper Walde besiegen und in die Flucht schlagen.
Papst Gregor hatte den Kreuzfahrern die Privilegien der Jerusalempilger zugesagt. Ihre Niederlage könnte als Gottesurteil gelten. Besorgt entsendet der Papst einen Legaten, der zwischen den Parteien vermitteln soll. Der Legat kommt zu spät.
Im Mai 1234 dringt ein weiteres Kreuzheer in Stedingen rein - zwischen fünf.- und zehntausend Bewaffnete aus Holland, Flandern und Deutschland. Es gelingt den Kreuzfahrern mit Hilfe von Schiffsbrücken, Brückenköpfe zu errichten. Auf dem Deichen stehen Kleriker, um die Moral der Truppe durch Choräle zu stärken.
Die Bauern sind zahlenmäßig unterlegen und schlechter bewaffnet. Der Abt des Klosters von Stade notiert: "So stark kam die Hand des Herren über sie, das in kurzer Zeit von ihnen sechstausend zugrunde gingen. Die meisten kamen auf der Flucht in einer Grube und in der Weser um."  

Die besiegten Stedinger waren rechtlos - die Sieger konnten nach Belieben plündern und töten. Papst Gregor hatte in seinem Aufruf erklärt: "Wer das Kreuz für die Ausmerzung der Ketzer angenommen hat, soll sich des Ablasses erfreuen, der für die Unterstützung des heiligen Landes gewährt wird. Die Verderbten sollen Entschädigungen leisten." Die  Aufständischen werden also im Namen Gottes ausgemerzt und enteignet. Das Land, dass die Stedinger Bauern urbar gemacht hatten, wird neu besiedelt. Das Problem der Steuererhebung ist geregelt. 

Nach der Reformation werden die Ereignisse hier neu bewertet. Das Denkmal trägt die Inschrift: "Am 27. Mai 1234 unterlag dem mächtigen Feinde der tapfere Volk." Die Toten sollen sich unter der heutigen Gemeinde Sankt Gallus Kirche befinden. Als der Papst den Bann über sie aufhebt, ist von Aberglauben und Götzendienst keine Rede mehr. Die Anklage lautet nur auf Ungehorsam und Aufsässigkeit. Verketzerung und Kreuzzug dienten zur Niederschlagung eines Bauern-Aufstandes. 

Milger: Für die Kreuzzüge zur äußeren und inneren Kolonisierung während Privilegien gewährt, wie sonst nur für bewaffnete Jerusalem Pilger gelten. Dabei befindet sich Jerusalem, seit der Intervention Kaiser Friedrichs, in christlicher Hand. 1244 dann wird Jerusalem von marodierenden Söldnern gebranntschatzt und kurz darauf übernehmen die Nachfolger Saladins wieder die Herrschaft. Das Abendland reagiert gelassen. 

Es war eine gewisse Gewöhnung eingetreten. Aufrufe zum Kreuzzug gegen jedwede Feinde der Kirche, Kreuzpredigten, Spendenaufrufe und Kreuzzugssteuern gehörten zum Alltag. Die Vergebung der Sünden wurde auch für die finanzielle Förderung eines Kreuzzuges erteilt. Bald war der Ablassbrief und die Vermeidung des Fegefeuers auch umstandslos für Bargeld erhältlich, eine Praxis die schließlich zur Auslösung der Reformation beitrug. 

Ende 1244 nimmt der französische König Ludwig IX., der spätere Heilige, das Kreuz (angekündigte Pilgerschaft). Die Chronisten berichten, Ludwig habe das Kreuz nach der Genesung von einer schweren Krankheit genommen. Der König hat es nach der frommen Geste mit seiner Pilgerschaft nicht eilig. Auch die Nachrichten über den Fall Jerusalems hindern ihn nicht daran, sich zunächst um sein irdisches Heil zu kümmern. König Ludwig verschiebt die Abreise und vollendet zunächst die Unterwerfung der Grafschaft Toulouse und der Provence. Gleichzeitig erhebt er einen Kreuzzugszehnten, lässt eine Flotte anmieten und lässt Egmourde als Stützpunkt ausbauen. Vor allem die Städte und der Klerus müssen Sonderabgaben in der mehrfachen Höhe des königlichen Jahresetats aufbringen.

Dankbar gedenken die Bürger von Egmourde ihres königlichen Förderers und eine Tafel erinnert an die Losung des ersten Kreuzzuges: "Dieu le veut - Gott will es!" 

Im August 1248 bricht König Ludwig zum Kreuzzug auf. Zusammen mit seiner Frau auf und einem großen Teil des französischen Hochadels. Das Kreuzheer, mehr als 10.000 Ritter und Armbrustschützen, landet auf dem Weg nach Ägypten zunächst auf Zypern. Auf Zypern berät sich König Ludwig mit den aus Ackern angereisten Führern des Kreuzfahrerstaates. Den Vorschlag, mit dem Sultan von Kairo zu verhandeln, lehnt Ludwig ab. Die Muslime sind als Feinde Gottes zu behandeln und das Ziel bleibt die Eroberung Ägyptens.
Ende Mai setzt das Kreuzheer nach Ägypten über. Die Ägypter räumen ihre zweitgrößte Hafenstadt kampflos. Ein Chronist sieht darin ein Wunder, eines der vielen, die dem König nachgesagt werden. Sehr freigiebig ist der zukünftige Heilige nicht. Er weigert sich die Beute mit den Kreuzfahrern zu teilen. Der Chronist Jeanne-Vielle: "Die Leute waren vom König enttäuscht, weil er diesen guten alten Brauch missachtet hatte." 

Die große Moschee in Damietta wird in eine Kirche verwandelt. Nach einer Messe zu Ehre der Jungfrau Maria wendet sich der König profanen Angelegenheiten zu: Die Kirche wird Sitz eines Erzbischofs und das noch nicht eroberte Land wird als Lehen vergeben. Ludwig sieht in Ägypten eine Grafschaft der Krone - niemand spricht von Jerusalem. Wenig heiligmässig geht es im Lager zu, Geanvielle klagt: "Die Barone verzehrten bei Gelagen Unmengen von Speisen und die Ärmeren trösteten sich bei den Dirnen."
Im November dringt das Kreuzheer Nil aufwärts vor, das Ziel ist Kairo. Beim Vormarsch lassen die Ritter kein Erbarmen walten. Ein christlicher Augenzeuge: "Die Kreuzfahrer schonten weder Männer noch Frauen noch Kinder, weder alte noch junge, auch wenn sie um Gnade flehten."  

In Mansura wendet sich das Blatt. 300 Kreuzfahrer werden in den Gassen niedergemacht, darunter fast alle Tempelritter und ein Bruder des Königs. Auch in der folgenden Schlacht kann König Ludwig kein Wunder vollbringen. Obwohl er mit seinem deutschen Schwert eigenhändig gewütet haben soll, behalten die Muslims die Oberhand. Ein Augenzeuge: "Im ganzen christlichen Heer gab es niemanden, der nicht den Tod eines Freundes beklagen musste." Hunger und Skorbut stellen sich ein. Im ganzen Lager hört man das Schreien der Sterbenden - von Kairo ist keine Rede mehr. Das Kolonialreich am Nil ist in weite Ferne gerückt. Der König hat versäumt, sich rechtzeitig abzusetzen und gerät mit den überlebenden Kreuzfahrern hier in Gefangenschaft.

Nach Jeanville enthaupten die Sieger einige Kreuzfahrer, aber die Mehrzahl wird verschont. Ludwig erkrankt. "Der König fiel mehrfach in Ohnmacht und wegen der Ruhr suchte er ständig den Abort auf. Dabei mussten sie ihm den unteren Teil seiner Hosen abschneiden." Die Niederlage ist vollständig. Der kranke König wird nach Mansura gebracht.
Während seiner Gefangenschaft in Mansura mit Ludwig von muslimischen Ärzten geheilt. Die Ägypter erinnern hier mit einigem Stolz an den hochrangigen Gefangenen, der ausgezogen war, ihr Land in Besitz zu nehmen. Bei den Verhandlungen sagt König Ludwig für die Freilassung aller Gefangenen 500.000 Lire zu, etwa das Steueraufkommen von zwei Jahren. Für sich selbst bietet er die Stadt Damietta zum Austausch an, da er nicht mit Geld  aufgewogen werden will. Der Sultan erlässt ein fünftel der Summe, weil der König nicht gefeilscht hat. Nach der Unterzeichnung des Vertrages kann der König das Gefängnis verlassen.

Damietta wird an die Ägypter zurückgegeben. Der König reist unter Mitnahme seiner Wertsachen nach Akkon ab. Die königliche Kasse ist nach der Zahlung der ersten Rate des Lösegeldes leer. Die Templer hat nur unwillig einen Beitrag geleistet. Jeanvielle erklärt das Fiasko mit den Sünden der Kreuzfahrer: "Das kam, weil wir Gott, den Erlöser, vergessen hatten." 

König Ludwig bleibt in Palästina und lässt die den Kreuzfahrerstaat verbliebenen Küstenstädte befestigen. Ein Vorstoß auf das verarmte und teilweise zerstörte Jerusalem unternimmt er nicht. Der Sultan von Damaskus bietet sogar sicheres Geleit nach Jerusalem an, aber der zukünftige Heilige verzichtet auf die Erfüllung seiner Pilgerschaft.
Vier Jahre lang widmet sich der König dem Ausbau der Festungsanlagen.
1254 geht ihm das Geld aus und er tritt die Heimreise. Der Entschluss Jerusalem zu meiden, war folgerichtig. Zur Begründung weiterer Kreuzzüge taugt es nur, solange es nicht erobert ist.  

Milger: Im Jahr 1270 stirbt der König bei einem weiteren Kreuzzug zur Eroberung Nordafrikas und Ägyptens in einem Lager vor Tunis. 1291 erobern die Truppen des Marmeluken-Sultans Beibath das christliche Akkon. Der Kreuzfahrerstaat in Palästina existiert nicht mehr.

 

 

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